Schneeklumpenzeit

Geschrieben am 11.09.2022


Winter, hm, auch so eine Sache. Einerseits bin ich heilfroh, den Strand ohne Euch nervige Zweibeiner genießen zu können, andererseits ist es einfach schweinekalt. Ich weiß auch nicht, warum ich immer in aller Herrgottsfrühe über die Düne geschleift werde. Wenigstens hat sie im vergangenen Winter gemerkt, dass ich keine fünf Lagen Fell mehr auf der Haut habe, nur weil es kalt draußen ist, und dass ich mir nett gesagt den Schwanz abfriere. Jetzt bin ich stolzer Besitzer eines weinroten Rentierpullis, mit Rollkragen versteht sich. Darüber trage ich eine graue Weste mit Kapuze. Ich liebe sie! Und wenn Ihr jetzt glaubt, es gibt einen cooleren Hund als mich am Strand von Usedom, seid Ihr sowas von auf dem Holzweg.

Wirklich toll am Winter ist, dass es manchmal Berge von diesem weißen Zeug gibt. Wenn ich dann endlich die Leine los bin, geht es im Affenzahn da durch. Am Ende hängen überall nasse, weiße Klumpen an mir umher. Was auch immer das ist. Sie hat dann nichts besseres zu tun, als überall an mir herumzuziehen, nur damit ich keine Pfützen hinterlasse. Verstehe einer die Zweibeiner.

Seit meinem ersten Winter hier bin ich recht froh, dass ich sie habe. Konnte ja keiner ahnen, dass man auf dieser seltsamen grauen Masse nicht laufen kann. Wir waren damals am Strand unter der Seebrücke in Heringsdorf. Sie mit der Kamera und ich mit Lust auf ein Abenteuer, denn Eisschollen in dieser Menge hatte ich noch nie sehen. Sie stand oben drauf und filmte. Ich kletterte und sprang und rutschte. Was für ein Spaß. Jedenfalls bis ich den ersten Fuß auf diese graue Masse setzte und augenblicklich im Wasser verschwand. Gott, war das kalt. Ja, ich gebe zu, ich wurde panisch und schwamm in die falsche Richtung. Glücklicherweise war sie in diesem Moment zur Stelle, packte mich am Nacken und warf mich zurück auf die Eisschollen. Ich war gerettet. Sie stand bis zu den Oberschenkeln im Wasser und versuchte zurück auf die Eisschollen zu klettern. Und dann waren die Möwen auch schon wieder interessanter. Als wir später zuhause in Handtüchern gewickelt an der Heizung saßen, bat sie mich, solche Abenteuer auf Tage über -16 Grad zu verschieben. Was auch immer das bedeutete, ich kuschelte mich in ihren Schoß, schloss die Augen und war plötzlich sehr glücklich, sie zu haben.