Na super! Jetzt hat sie sich auch noch in den Kopf gesetzt, dass ich hier munter meine Gedankenwelt preisgebe, dabei hat der liebe Gott uns Hunde nicht ohne Grund sprachlos gemacht. Und das ist auch gut so, denn niemand kennt mehr Geheimnisse von Euch Zweibeinern als wir. Im Gegenzug dazu bekommen wir in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Eure Liebe zu spüren - was, wenn ich ehrlich bin, recht angenehm ist. Jedenfalls solange die Liebe von dem Zweibeiner kommt, den wir zu unserem persönlichen Begleiter ernannt haben.
In meinem Fall ist das Claudia. Sie ist recht pflegeleicht. In den letzten 3 Jahren habe ich sie gut erzogen. Das mit dem Futter und den Streicheleinheiten klappt super. An der Sache mit den Leckerlis arbeiten wir noch. Zudem gehe ich zwei bis dreimal täglich mit ihr spazieren. Frische Luft tut Zweibeinern gut. Man muss nur immer ein Auge auf sie haben, damit sie sich nicht verlaufen. Im Großen und Ganzen habe ich es gut getroffen, einzig ihre Leidenschaft für andere Zweibeiner nervt.
Ich habe es nämlich nicht so mit fremden Menschen. Wenn ich schon dieses „Och, ist der süß“ höre, beginnt meine Oberlippe zu zucken. Könnt Ihr Euch eigentlich vorstellen, wie es ist, wenn ein Exemplar Zweibein, das mal eben fünf bis sechs mal größer ist als man selbst, vor einem steht, die Arme ausbreitet und einem mit Händen in Tellergröße über das sorgsam gepflegte Fell streicht und dabei seinen Geruch darauf hinterlässt? Es ist furchtbar! Ich möchte das nicht! Ich bin mir auch durchaus im Klaren darüber, dass eine Vielzahl meiner Artgenossen das ganz anders sieht. Warum auch immer?! Ist mir egal. Ich jedenfalls möchte das nicht! Meine Laune sackt an Sommertagen regelmäßig in den Keller, wenn Claudia zum Spaziergang unbedingt an die Promenade möchte. Denn das Risiko auf eine „Och, ist der süß“-Person zu treffen, ist dort verdammt hoch. Eine Tortur, wenn Ihr mich fragt. Aber wer fragt mich schon?!
Ich mache drei Kreuze, wenn der Herbst da ist. Denn im Oktober geht es endlich wieder überall an den Strand. Ich liebe den Moment, wenn der Haken an meiner Leine klickt und der Zug nach vorne ohne Widerstand in die Freiheit führt. Nichts wie los! Einfach nur rennen! Claudia kommt auch ein paar Minuten ohne mich klar. Ihr habt keine Ahnung, wie gut das tut. Nach Monaten mit Leinenzwang und Hundestrandchaos gehört der Strand nur mir. Nichts ist schöner, als am frühen Morgen in eine Schar schlafender Möwen zu rennen, die panisch auseinander fliegen, als wäre der Teufel persönlich hinter ihnen her. Und dann weiter dem Sommeraufgang entgegen, mit dem Wind im Gesicht, bis mir die Zunge aus dem Hals hängt. Irgendwann trotte ich zufrieden neben Claudia her und zeige ihr den Weg zurück nach Hause. Zum Dank macht sie mir Frühstück, tätschelt mir liebevoll den Kopf und lässt mich für ein paar Stunden ungestört schlafen.